Klassenübergreifender Workshop der Q1A und Q1B im Fach Geschichte im November 2024
Wir sind daran gewöhnt, dass Parteien – vor allem die Fraktionen im Bundestag – ihre Positionen zu wirtschaftlichen und sozialen Fragen einander annähern, so dass es oft den Anschein hat, als seien die Unterschiede gering.
Einen ganz anderen Eindruck vermittelte die „Parlamentsdebatte“, wie sie von den Studierenden der Q1A und Q1B dargestellt wurde.
Es war ein Rollenspiel
Ort des Geschehens: Ein beliebiges Parlament in Deutschland
Zeit des Geschehens: Ein beliebiger Tag Mitte des 19. Jahrhunderts
Anwesende: Gewählte Abgeordnete aus vier verschiedenen Parteien oder Vereinigungen, und zwar
aus dem
– sozialistisch- / sozialdemokratischen,
– liberalen,
– dem christlich-konservativen und dem
– konservativen
Lager.
Tagesordnung: Vorschläge zur Lösung drängender sozialer Probleme, v.a. der Wohnungsnot, der Kinderarbeit, der Schulbildung und der Frage nach der Legitimität von Arbeitsstreiks zu debattieren.
Mit Engagement und guten Sachkenntnissen haben einzelne Studierende Positionen zu diesen Themen vorgetragen, die sie zuvor in Gruppen erarbeitet haben.
Allen Gruppen war es bestens gelungen, sich in das Menschen- und Weltbild von sozialistischen, liberalen, konservativen Parteien einzudenken und aus deren Sicht Lösungen für die drängenden Probleme der Zeit zu entwickeln.
Die Vorschläge waren klar voneinander abgrenzbar, reichten von fundamentaler Kritik an den strukturellen, kapitalistischen Verhältnissen der Zeit, die als Ursache für das soziale Elend großer Bevölkerungsteile gesehen wurden, bis hin zu Vorschlägen, die an christliche Fürsorge erinnern, etwa die Einrichtung von Suppenküchen oder Schlafsälen in kirchlichen Einrichtungen für Bedürftige. Die Liberalen dagegen forderten vehement die Beseitigung bürokratischer Hürden, um freies Unternehmertum auch im sozialen Bereich zu fördern, ein Weg, von dem sie sich die beste Lösung für diese Probleme versprachen.
Es war eine spannende, überzeugend klingende Debatte, die dank der schauspielerischen Talente einzelner „Abgeordneter“ geradezu authentisch wirkte.
Den Abschluss der Debatte bildete ein Blick in heutige Bundestagsdebatten und dort vertretene Positionen. Einig waren sich alle, dass die ideologischen Standpunkte der verschiedenen Parteien zwar noch erkennbar sind, dass sie aber längst nicht mehr so scharf und kompromisslos wie vor rund 200 Jahren wirken.
Am Ende hatten wir das Gefühl, eine lehrreiche, zügig und konzentriert vorbereitete und zugleich unterhaltsame Geschichtsstunde der etwas anderen Art gestaltet zu haben.
Die Studierenden der Klassen Q1A und Q1B